Über das Bündnis
Das Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg hat sich 2021 als Zusammenschluss von Menschen gegründet, die sich im Bezirk gegen Antisemitismus und für eine stärkere Sichtbarkeit jüdischer Realitäten einsetzen wollen.
Das Bündnis bündelt Expertisen zur Prävention von bzw. zur Intervention gegen Antisemitismus, ermöglicht den Austausch von Erfahrungen im Umgang mit Antisemitismus und vernetzt zivilgesellschaftliche Initiativen, engagierte Einzelpersonen und Akteur*innen aus der lokalen Verwaltung.
Um sich bestmöglich für eine demokratischere Gesellschaft und gegen Antisemitismus einsetzen zu können, freut sich das Bündnis über Zuwachs und lädt Sie herzlich ein, .
Im Video aus dem Jahr 2023 bekommen Sie einen Einblick in die Arbeitsweise und das Selbstverständnis des Bündnisses.
Wir danken allen Mitwirkenden!
Produziert und umgesetzt wurde der Film von Schmitt Pictures:
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Erklärung des Bündnisses
Gemeinsame Erklärung des Bündnisses gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg
Antisemitismus ist Teil unserer gesellschaftlichen Gegenwart und tritt auch im Bezirk Tempelhof-Schöneberg in unterschiedlicher Weise, beispielsweise in Form von antisemitischen Beschimpfungen und Angriffen im öffentlichen Raum oder in Schulen, als sprachliche Gewalt, als Sachbeschädigung an jüdischen Institutionen oder an Orten der Erinnerung an die Shoa auf.
Das Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg gründete sich 2021 auf Initiative des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg bzw. der damaligen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, um Antisemitismus auf bezirklicher Ebene zu begegnen sowie um sich für eine erhöhte Sichtbarkeit jüdischer Lebensrealitäten einzusetzen.
Das Bündnis agiert als vernetzende Schnittstelle und Forum zu Antisemitismus im Bezirk. Es plant Veranstaltungen, die ggf. von Bündnismitgliedern und/oder bezirklichen Initiativen umgesetzt werden, etabliert einen regelmäßigen Austausch mit Zivilgesellschaft und Verwaltung im Bezirk und vermittelt bei Bedarf bestehende Beratungs- und Bildungsangebote zu Antisemitismus an relevante Zielgruppen im Bezirk. Ziel des Bündnisses ist die Schaffung größerer öffentlicher Resonanz für die fortdauernde Relevanz von Antisemitismus und für die Bedrohung, die von Antisemitismus ausgeht. Ziel des Bündnisses ist außerdem die Erhöhung der Sichtbarkeit jüdischer Realitäten in ihrer Vielfalt in Tempelhof-Schöneberg. Das Bündnis bemüht sich dazu um die Einbindung von Erfahrungen, Bedarfen und Perspektiven jüdischer Menschen und Gemeinschaften.
Das Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg ist ein partizipatives Gremium, das von der Mitwirkung bezirklicher Akteur:innen lebt, die sich mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen im Engagement gegen Antisemitismus einbringen. Zu den Mitgliedern des Bündnisses zählen darum neben den Mitgliedern der Steuergruppe (Mitgliedsorganisationen siehe unten) eine wachsende Zahl bezirklicher Aktiver.
Grundsätze
Verbindliche Arbeitsgrundlage aller Mitglieder und Kooperationsparter:innen des Bündnisses gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg ist in Übereinstimmung mit dem Berliner Landeskonzept zur Weiterentwicklung der Antisemitismus-Prävention die IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus in ihrer erweiterten Form. Ihr nach ist Antisemitismus zu verstehen als
eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.
Zur wirksamen Intervention gegen Antisemitismus baut das Bündnis auf die Einbeziehung vieler verschiedener Perspektiven. Im Bewusstsein der Kluft zwischen den Perspektiven der von Antisemitismus betroffenen und nichtbetroffenen Menschen ist dem Bündnis die Einbeziehung von Jüdinnen und Juden bzw. ihrer Sichtweisen und Einschätzungen ein besonderes Anliegen.
Das Bündnis reagiert nicht ausschließlich auf radikale (manifeste) Formen von Antisemitismus, sondern problematisiert auch die scheinbar weniger aggressiven. Antisemitismus tritt in vielen verschiedenen Formen auf (sprachlich, in Bildern, in stereotypen Zuschreibungen und Erwartungshaltungen an Juden und Jüdinnen, in der Ignoranz jüdischen Perspektiven gegenüber usw.) und auch aus Unkenntnis oder mangelnder Sensibilität erfolgte Äußerungen/Handlungen mit antisemitischem Gehalt entfalten ihre Wirkung. Antisemitismus darf nicht auf physische Gewalt verengt werden.
Zu den Grundsätzen des Bündnisses zählt, dass jede Form von Antisemitismus thematisiert und problematisiert wird, unabhängig davon, wo sie zu Tage tritt oder wer sie äußert. Antisemitismus tritt nicht nur in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen auf und stellt kein individuelles Vorurteil dar. Vielmehr verweisen einzelne antisemitischen Einstellungen, Äußerungen und Handlungen auf antisemitische Traditionen, in der eine lange Kontinuität sichtbar wird, die keineswegs auf die Vergangenheit beschränkt sind. Antisemitismus besitzt einen gesamtgesellschaftlichen und strukturellen Charakter. Über diesen hinwegzusehen und Antisemitismus nur bei einzelnen Personen oder Trägergruppen dingfest zu machen, führt zu einer Auslagerung des Phänomens auf jeweils „problematische Andere“.
Bedeutsam für eine gelingende Arbeit gegen Antisemitismus ist das Wissen um die Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Diskriminierungsformen. Sie treten häufig gemeinsam auf und teilen einige Strukturmerkmale (wie das Fremdmachen der mutmaßlich „Anderen“). Für ein wirksames Engagement gegen Antisemitismus ist gleichzeitig Wissen um seine Besonderheiten von Antisemitismus gegenüber anderen Ungleichheitsideologien wichtig (Antisemitismus als Weltbild, die Fantasie jüdischer Macht oder der Glaube an Verschwörungen). Die Anerkennung eines spezifischen Charakters von Antisemitismus bedeutet dabei nicht, dass andere Ungleichheitsideologien wie etwa Rassismus als weniger gravierend verstanden werden.
In diesem Sinne setzt das Bündnis Impulse und koordiniert die Arbeit von lokalen Initiativen, die sich den gemeinsamen und hier ausformulierten Grundsätzen verpflichtet fühlen und Antisemitismus im Rahmen ihrer jeweiligen Projekte und Maßnahmen einzudämmen versuchen. Darüber hinaus ist es dem Bündnis ein Anliegen, die Vielfalt jüdischer Lebenswirklichkeiten in Tempelhof-Schönberg zu stärken und sichtbarer zu machen.
Zu den Erstunterzeichner:innen der Bündniserklärung gehören:
- Jörn Oltmann, Bezirksbürgermeister Tempelhof-Schöneberg und Vorsitzender des Bündnisses
- Marina Chernivsky, OFEK e.V., Sprecherin
- Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sprecher
- apl. Prof. Dr. Samuel Salzborn, Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Gründungsmitglied
- Henning Kruse, Geschäftsführer Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V., Gründungsmitglied
- Lala Süsskind, Jehi’Or, Gründungsmitglied
- Mengü Özhan-Erhardt, Landeskommission gegen Gewalt, Gründungsmitglied
- Jan-Dirk Hübner, SIBUZ Tempelhof-Schöneberg, Gründungsmitglied
- Leitung Registerstelle Tempelhof-Schöneberg, Gründungsmitglied
- Dr. Lisa Rüter, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, kommissarisches Mitglied der Steuergruppe
Werde aktiv – Werde Mitglied!
Das Bündnis lädt Engagierte im Bezirk ein, Mitglied im Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg zu werden. Ziel ist ein möglichst breites, wachsendes Bündnis, das Menschen und Initiativen im Bezirk, die sich bereits gegen Antisemitismus engagieren, unterstützt und untereinander vernetzt sowie neue Aktivitäten anschiebt.
So können wir gemeinsam besser gegen Antisemitismus in allen seinen Formen wirken. Wenn Sie Interesse an einer Mitgliedschaft im Bündnis haben, dann kontaktieren Sie uns einfach per E-Mail. info@gegen-antisemitismus-ts.org
Geschichte des Bündnisses
Vorbereitung zur Gründung: Ein Jahr Bündnis gegen Antisemitismus Tempelhof-Schöneberg Bereits 2020 entstand auf Initiative der damaligen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler die Idee, Menschen und Initiativen, die sich gegen Antisemitismus engagieren, in einem bezirklichen Bündnis zusammenzubringen. Kerngedanke war es, eine breite Mobilisierung bei antisemitischen Vorfällen zu gewährleisten und schnell reagieren zu können.
Den Auftrag, die Bündniskoordination zu übernehmen, erhielt das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment (ZWST), das gemeinsam mit Arbeit und Leben Berlin-Brandenburg DGB/VHS e.V. noch während der Pandemie die Bündnisgründung vorbereitete. Dazu wurden Expert_innen und Vertreter_innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen eingeladen, um auf der Basis ihrer Expertisen und Erfahrungen Ausrichtung, Grundsätze und Arbeitsweise des Bündnisses zu erarbeiten.
28. Juni 2021 – Offizielle Gründungsveranstaltung
Noch im Schatten der COVID-19-Pandemie wurde eine hybride Gründungsveranstaltung organisiert. Zusammen mit den Bündnissprecher_innen gab die Vorsitzende im Gespräch Einblick in die Ausrichtung und Ziele des Bündnisses. Dazu zählen die Schaffung größerer öffentlicher Aufmerksamkeit für die fortdauernde Bedrohung durch Antisemitismus, gegen die das Bündnis mobilisieren möchte, indem es Akteur_innen aus vielfältigen Bereichen im Bezirk vernetzt, um sie in ihrem Engagement gegen Antisemitismus zu unterstützen.
→ Foto der Gründungsveranstaltung
Foto der Gründungsveranstaltung: v.l.: Andrés Nader (Moderation, RAA), Angelika Schöttler (ehem. Vorsitzende des Bündnisses, Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg), Sigmount Königsberg (stellverstretender Sprecher des Bündnisses, Jüdische Gemeinde Berlin), Marina Chernivsky (stellverstretende Sprecherin des Bündnisses, OFEK e.V.).